Bidirektionales Laden: Elektroautos als Stromspeicher

Die Schweiz will bis 2050 CO2-neutral sein und setzt dafür auf den Ausbau von erneuerbaren Energiequellen. Weil Sonne und Wind nicht immer genau dann Strom produzieren, wenn wir den Strom brauchen, benötigen wir neue Speichermöglichkeiten. Eine Lösung: Elektroautos!

Wussten Sie, dass Autos über 90 % ihrer Zeit ungenutzt herumstehen? Diese Zeit können wir nutzen: Einige Elektroautos wie der VW ID.3, der Nissan Leaf oder der Volvo EX90 können bereits Strom speichern und bei Bedarf wieder abgeben – das nennt sich «bidirektionales Laden».

Beim bidirektionalen Laden fliesst der Strom in zwei Richtungen: Von der Ladestation ins Elektroauto und bei Bedarf zurück ins Haus oder Stromnetz (V2H bzw. V2G). Manche E-Autos können sogar Elektrogeräte direkt mit Strom versorgen (V2L), z. B. beim Camping. Voraussetzung: Sowohl Elektroauto als auch Ladestation müssen für bidirektionales Laden geeignet sein.

Fahrender Stromspeicher für Ihre PV-Anlage

Besonders für Haushalte mit Photovoltaikanlagen ist bidirektionales Laden interessant: Überschüssiger Sonnenstrom wird im E-Auto gespeichert und nachts genutzt, z. B. für Heizung und Warmwasser. Was wird benötigt? Damit Sie zuhause bidirektional laden können, brauchen Sie eine spezielle Ladestation, die mit dem Auto kommunizieren kann, sowie eine App, um die Regeln für die Entladung der Batterie einzustellen. Die Vorteile: Eine Elektroautobatterie bietet eine deutlich höhere Speicherkapazität im Vergleich zu herkömmlichen Heimbatteriespeichern. (In vielen Fällen könnte dies das Sechs- bis Siebenfache sein.) Zudem können Sie Ihre PV-Anlage effizienter nutzen und den Eigenverbrauch erhöhen. Der Nachteil: Die Kosten für bidirektionale Ladestationen sind aktuell noch relativ hoch, dürften aber sinken, wenn es mehr Anbieter und Nachfrage gibt.

Die Vision: Ein intelligentes Stromnetz dank Elektroautos

Elektroautos könnten in Zukunft eine wichtige Rolle für ein stabiles, nachhaltiges Energiesystem spielen. Stellen Sie sich vor, Ihr Elektroauto steht in der Garage und speist dank einem «Smart Charging»-System den zuvor in der Batterie gespeicherten Strom zurück ins Netz ein, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht. Auf diese Weise können tausende Elektroautos gemeinsam zu einem riesigen, dezentralen Speicher für Strom aus nachhaltigen Energiequellen werden.

Projekt V2X: Parkierte E-Autos als Stromspeicher nutzen

Im Projekt V2X-Suisse hat der Carsharing-Anbieter Mobility mit Partnern bewiesen, dass Elektroautos als Stromspeicher funktionieren und zur Stabilität des Stromnetzes beitragen können. Mobility stellte dafür 50 Honda e mit bidirektionaler Ladefähigkeit an 40 Standorten in der Schweiz bereit. Die Standorte sind mit bidirektionalen Ladestationen ausgestattet. Beim Anstecken entscheidet ein intelligentes System, ob das E-Auto geladen oder entladen werden soll. So funktioniert es: Je nach Bedarf des Stromnetzes kann die Energie entweder aus dem Stromnetz über die V2X-Steuerung angefragt und im E-Auto gespeichert werden. Oder es kommt die Anfrage, dass Energie benötigt wird, dann fliesst Energie aus dem Fahrzeug in die Ladestation und zurück ins Stromnetz. Im Interview mit energeiaplus erzählt Pascal Barth, bei Mobility zuständig für das Projekt V2X-Suisse, wie Elektroautos das Stromnetz stabilisieren können. Die Mobility-Kundschaft bemerkte kaum einen Unterschied zu normalen Elektroautos. Das intelligente System sorgt nämlich dafür, dass die Fahrzeuge immer genügend geladen sind für die nächste gebuchte Fahrt. Sie wollen es genauer wissen? Mehr Informationen zum V2X-Projekt

Welche Elektroautomodelle können bidirektional laden?

Laut Auto Schweiz können beispielsweise folgende Autos bidirektional laden (Stand Juli 2024): Renault R5 E-Tech, Cupra Born (ab 2024), Audi Q4 e-tron, Lucid Air, VW ID. Buzz, Nissan Leaf, KIA EV9, Polestar 3, VW ID.3 bis ID.7, Volvo EX90.

Die Zukunft beginnt heute

Die Entwicklung von V2X ist dynamisch und es lohnt sich, die Fortschritte zu verfolgen. In den kommenden Jahren werden immer mehr Elektroautos mit bidirektionaler Ladefähigkeit auf den Markt kommen und die Technologie wird für immer mehr Menschen zugänglich. Bleiben Sie dran und warten Sie nicht, wenn Sie auf ein Elektroauto umsteigen wollen – die Investition für den Umstieg auf bidirektionales Laden kann auch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Sie wollen wissen, ob Ihre Gemeinde oder Ihr Kanton finanzielle Anreize bei der Anschaffung einer bidirektionalen Ladestation bietet? Unter Energiefranken finden Sie aktuelle Informationen zu Schweizer Förderprogrammen für Energie und Mobilität.

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